Sich selbst zu loben fällt vielen schwer. „Eigenlob stinkt“, sagt der Volksmund. Und doch ist das Bewusstsein darüber, über welche Fähigkeiten ich verfüge, was ich wirklich gut und gerne tue, eine wesentliche Voraussetzung dafür, neue Aufgaben anzugehen und neue Herausforderungen zu meistern. Das Bewusstsein über die eigenen Fähigkeiten und die Überzeugung, damit etwas erreichen zu können, erhöht die „Selbstwirksamkeitserwartung“. Dieses Konzept wurde von dem kanadischen Psychologen Albert Bandura Ende der siebziger Jahre entwickelt und sagt aus, dass unser Denken und Handeln von unseren persönlichen Überzeugungen geprägt ist: Wenn ich weiß, dass und wie ich eine Aufgabe bewältigen kann, ist es wahrscheinlicher, dass ich damit auch Erfolg habe.
Die Förderung der Selbstwirksamkeitserwartung steht auch im Mittelpunkt des Konzeptes Selbstvermittlungscoaching SVC, das in einem Modellprojekt des Paritätischen NRW entwickelt wurde. Durch die Methode SVC werden Arbeitsuchende befähigt, ein Bewusstsein ihrer eigenen Kompetenzen und Ressourcen zu entwickeln, darüber sprechen zu können und sich als „Vermittler in eigener Sache“ auf den Weg zu machen, um eine Arbeit zu suchen, die ihren Fähigkeiten und Interessen entspricht und Spaß macht. Ein wesentliches Element dabei ist die Entwicklung des „Eigenlobs“: In unterschiedlichen Settings erinnern sich Teilnehmende an SVC-Kursen daran, wann sie etwas wirklich gerne und gut gemacht haben und dabei erfolgreich waren. Diese Erlebnisse werden detailliert beschrieben und anderen vorgestellt.
Gerade Menschen, die lange Jahre nicht einer Arbeit nachgehen konnten, fällt es am Anfang schwer, sich an positive Erlebnisse zu erinnern, in denen sie eigene Kompetenzen eingesetzt haben. Noch schwieriger fällt es, darüber zu sprechen. Im geschützten Rahmen einer SVC-Gruppe wird Eigenlob begünstigt, Teilnehmende lernen, auch bisher unbeachtete oder gering geschätzte Fähigkeiten ernst zu nehmen und darüber zu sprechen. Damit gelingt es, einen immer größer werdenden Pool an eigenen Fähigkeiten zu beschreiben. Aus diesem Pool wird anschließend ausgewählt: Welche Fähigkeit ist mir am liebsten? Was macht mir am meisten Spaß, ist mir am wichtigsten? Die Wahrscheinlichkeit, darüber einen Arbeitsplatz zu finden, der wirklich zu den Fähigkeiten passt, steigt. Mindestens genau so wichtig ist dabei, dass die eigene Fähigkeit gestärkt wird, selbstbewusst gegenüber anderen, z.B. möglichen Arbeitgebern, aufzutreten und über eigene Fähigkeiten zu sprechen.
Selbstvermittlungscoaching als Methode wird in immer mehr Kursen zur Unterstützung von Arbeitsuchenden eingesetzt. Werner Lüttkenhorst (Institut für Selbstvermittlungscoaching), Gabi van Dyk (Visionscoach) und Johannes Massolle (Move Organisationsberatung) führen zurzeit schon den dritten Zertifikatskurs Selbstvermittlungscoaching für die Paritätische Akademie durch. Erfreulich dabei ist, dass die Methode immer mehr Beachtung auch über Nordrhein-Westfalen hinaus erfährt: Ein Intensivkurs in Selbstvermittlungscoaching hat in Nordhessen stattgefunden, Mitarbeitende eines Jobcenters in Schleswig-Holstein nehmen schon zum zweiten Mal am Zertifikatskurs teil, Arbeitsvermittler einer baden-württembergischen Arbeitsagentur haben die Methode in einem Workshop im März kennen gelernt.
Weitere Informationen zum Selbstvermittlungscoaching: www.selbstvermittlung.org.