Methodische Erfahrungen und technische Möglichkeiten

Als die Covid-19 Pandemie zu einer Absage vieler unserer Angebote führte, hatten wir Zeit (und Druck) zu überlegen, wie wir unsere Fortbildungen und Seminare fortführen konnten. Inzwischen haben wir gute Erfahrungen damit gemacht, Online-Seminare mit Teilnehmergruppen von 12 bis 16 Personen durchzuführen.

Zunächst waren unsere Vorbehalte groß, da unsere Seminare nie aus reiner Wissensvermittlung bestanden. Der persönliche Kontakt zu und zwischen den Teilnehmenden sind uns wichtig. Wir legen Wert darauf, inhaltliche Inputs mit der Praxis der Teilnehmenden zu verbinden.

Kontakt zwischen Trainer*in und Teilnehmenden

Wir möchten die Fragen und Themen der Teilnehmenden kennenlernen, um die von uns angebotenen Themen damit verknüpfen zu können. Das ermöglicht es, mit unterschiedlichen Interessen umzugehen und den Seminarablauf anzupassen.

  • Die Gruppengröße von max. 16 Personen macht es uns möglich, alle Teilnehmenden auf einem PC-Bildschirm „im Blick“ zu behalten.
  • Es gibt Zeit zum Ankommen und Kennenlernen: Dazu nutzen wir in Zoom die Spotlight-Funktion, damit alle Teilnehmenden sich persönlich in kurzen Sätzen vorstellen können und alle sich ein Bild voneinander machen können.
  • Für die Sammlung von Themen, Interessen und Wünschen der Teilnehmenden nutzen wir Visualisierungsmöglichkeiten, wie z.B. ein Whiteboard in Zoom oder ein Padlet (dazu unten mehr).
  • Wir sorgen aktiv für Beteiligung, sprechen immer mal wieder alle oder einzelne Teilnehmende mit Namen an, fragen nach Rückmeldungen oder Verständnis und ermöglichen dadurch den Austausch und Vertiefung.

Kontakt zwischen den Teilnehmenden

„Die interessantesten Gespräche entstehen oft in den Pausen.“ Unsere Seminare leben davon, dass Teilnehmende sich zwischen den offiziellen Seminarzeiten begegnen können und sich über ihre berufliche Situation austauschen. Dies ist in Online-Seminaren natürlich in eingeschränkter Form möglich, lässt sich aber unterstützen:

  • Zu Beginn des Seminars richten wir schnell erste Austauschgruppen zwischen den Teilnehmenden ein, um Kontakt zu ermöglichen und die berufliche Situation und Herausforderungen voneinander kennen zu lernen.
  • Online- Seminare brauchen kürzere Arbeits- und längere Pausenzeiten. In den Pausen können sich Teilnehmende untereinander austauschen, wenn Kamera und Mikrofone weiter laufen und mensch sich z.B. zum gemeinsamen Kaffeetrinken oder Mittagssnack verabredet.
  • Die Chatfunktion oder Kleingruppen (z.B. in den Breakoutrooms von Zoom) können in Pausen für einen persönlicheren Austausch genutzt werden. Dabei können auch Verabredungen getroffen werden, die über das Seminar hinaus reichen, um z.B. in kollegialen- oder Peergroups weiter zu arbeiten.

Lernen mit eigenen Erfahrungen verbinden

Lernen ist für uns mehr als Wissenszuwachs. Erst wenn es Teilnehmenden gelingt, sich mit Inhalten vertraut machen, in den Austausch mit anderen darüber zu gehen, eigene Erfahrungen einzubringen und Gelerntes mit der eigenen Praxis zu verknüpfen, kann ein Transfer in die eigene Arbeit gelingen. Wesentliche methodische Elemente der Gestaltung unserer Live-Seminare lassen sich auch in Online-Form abbilden: Präsentationen am Flipchart, Gruppenarbeiten mit Praxisübungen oder zur kollegialen Fallarbeit.

  • Um die Inhalte mit den Erfahrungen und Interessen der Teilnehmenden zu verbinden, richten wir Arbeitsgruppen (in Zoom über die Breakoutrooms) ein, die wir mit gezielten Fragen oder Arbeitsblättern strukturieren.
  • Ergebnisse oder Fragen aus den Gruppen können über Whiteboards in der Konferenzsoftware, über Padlets oder andere Tools visualisiert werden. Teilnehmende können gemeinsam an Dokumenten arbeiten, Bilder nutzen und austauschen, Gesprächsführungen erproben und Rückmeldungen dazu bekommen.
  • Nach jeder Arbeitsgruppenphase gibt es die Möglichkeit, Ergebnisse, Bilder oder Fragen vorzustellen und sich im Plenum über Erfahrungen auszutauschen und Lerninhalte zu vertiefen.

Technik und Tools…

Als technische Plattform benutzen wir Zoom. Wir wissen um die Datenschutz- und Sicherheitsbedenken, die es um Zoom gegeben hat. Nach unserer Einschätzung und unseren Informationen (z.B. hier: https://www.datenschutz-guru.de/zoom-ist-keine-datenschleuder/ ) gehen wir davon aus, dass Zoom auch nach den Updates, die es in letzter Zeit gegeben hat, aus datenschutzrechtlichen Gründen DSGVO-konform verwendet werden kann. Für uns hat sich Zoom als leistungsfähig genug dargestellt und es weist die Funktionen auf, die wir für unsere Seminare brauchen (Breakoutrooms für die Arbeit in Gruppen, Bildschirm-Sharing für Visualisierung und Online-Zusammenarbeit, Chat für Fragen zwischendurch etc.).

Für die Anleitung von Gruppenarbeiten bzw. zur Nutzung und Erörterung in Arbeitsgruppen verschicken wir Arbeitsmaterialien, Arbeitsblätter etc. über den Chat in-Zoom. Da dieser nicht auf allen Plattformen bzw. in bestimmten Versionen von Zoom nicht genutzt werden kann, fragen wir die Teilnehmenden nach einer E-Mail-Adresse, über die sie während des Seminars zu erreichen sind. Dann können wir ihnen auch darüber diese Materialien zur Verfügung stellen.

Bewährt hat sich außerdem, während des Seminars eine Online-Plattform zur Bearbeitung von Seminarinhalten zur Verfügung zu stellen: Dafür nutzen wir Padlet (https://padlet.com). In Padlets können z.B. Gruppenergebnisse visualisiert, Dateien zur Verfügung gestellt oder kollegiale Arbeitsgruppen für die Weiterbearbeitung von Themen gebildet werden.
Die Padlets bieten unterschiedliche Vorlagen, die relativ frei und flexibel für die Seminare gestaltet werden können. Alle Teilnehmenden können auf dasselbe Padlet zugreifen, da dies im Internet z.B. über den Link im Chat zur Verfügung gestellt werden kann.

Abwechslung und Spaß

Die ganze Zeit auf einen Bildschirm zu starren und aufmerksam zuzuhören ist eine andere Herausforderung als die Arbeit in Seminarräumen, Wir weisen die Teilnehmenden darauf hin, dass es auch in Online-Seminaren möglich ist, den Blick schweifen zu lassen, aus dem Fenster zu gucken, eigenen Gedanken nachzuhängen, um das Gesehene und Gehörte zu verarbeiten.

Damit Online-Seminare Teilnehmende (und Trainer*in) nicht zu sehr anstrengen, sollten diese nicht so lange dauern wie Präsenzseminare. Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht, wenn es 3 Seminarblöcke von ca. 1,5 Stunden gibt, die durch längere Pausen unterbrochen werden.

Lernen klappt besser, wenn es auch Spaß macht. Als Energizer zum Kennenlernen oder einfach zum Abschalten regen wir zu Übungen zwischendurch an, die auch am Bildschirm durchgeführt werden können. Praktische Zusammenstellungen von Übungen befinden sich z. B. unter

Viel Spaß!

Johannes Massolle